Inside Nemo: Stories from our Experts

    Veröffentlicht: 13. November 2025

    Mit unserer neuen Blog-Kategorie öffnen wir den Blick hinter die Nemo Kulissen.

    In der neuen Blog-Kategorie "Inside Nemo" geben unsere Experten persönliche Einblicke in ihre Arbeit, ihre Erfahrungen und ihre Sicht auf Daten und KI. Authentisch, nahbar und voller Geschichten, die zeigen, was Nemo ausmacht. Freuen Sie sich auf vielfältige Perspektiven, spannende Hintergründe und echte Stimmen aus unserem Team – erzählt von den Menschen, die Nemo jeden Tag weiterentwickeln und unsere Kunden täglich unterstützen.

    Zum Auftakt unserer neuen Kategorie starten wir mit einem Beitrag von unserem Kollegen Christian Hammes. Er zeigt, warum Einfachheit nicht nur ein Prinzip, sondern der größte Hebel für wirksame Optimierung ist – und weshalb echter Fortschritt dort beginnt, wo wir den Fokus wieder auf das Wesentliche richten.

    Warum Einfachheit der größte Hebel für Optimierung ist:
    Fokus statt Verzetteln
    der wahre Schlüssel zur Prozessoptimierung

    „Unsere Prozesse sind zu komplex – da geht das nicht.“

    Ein Satz, der wie ein Reflex in vielen Unternehmen aufploppt, sobald es um Veränderung geht. Und ja – wenn man sich die Prozesslandkarte oder die Fertigungstiefe anschaut, wirkt vieles tatsächlich komplex: Zehn Varianten pro Produkt, sieben Produktionsstufen oder mehr, unregelmäßige Abläufe, viele Schnittstellen.

    Komplexität scheint allgegenwärtig. Die bekannten Prinzipien aus der Automobilindustrie – Taktzeiten, One Piece Flow, Kanban – wirken in der Realität vieler mittelständischer Betriebe oft unerreichbar.

    Denn dort trifft hohe Variantenvielfalt auf fluktuierende Auftragsstückzahlen.

    Was gestern noch ein Serienauftrag war, ist heute ein Sonderwunsch in Losgröße 1. Materialströme schwanken, Rüstzeiten variieren, Engpässe verschieben sich täglich. Unter diesen Bedingungen scheint Lean Management nicht mehr anwendbar – und genau hier beginnt das Missverständnis.

    🔄 Perspektivwechsel: Was wir sehen, hängt davon ab, worauf wir achten

    Ein Beispiel aus dem Alltag: Ich überlege, mir ein neues Auto zu kaufen – sagen wir, einen blauen Sportwagen. Plötzlich sehe ich überall blaue Sportwagen: auf Parkplätzen, in der Werbung, im Straßenverkehr. Das ist selektive Wahrnehmung: Unser Gehirn filtert die Welt nach dem, was uns gerade beschäftigt.

    Genauso funktioniert es in Unternehmen. Wenn ich meinen Kopf darauf trainiere, Komplexität zu sehen, dann sehe ich vor allem Probleme, Sonderfälle und Ausnahmen. Ich finde an jeder Ecke einen Grund, warum etwas nicht funktioniert: „Kanban geht bei uns nicht – wir haben zu viele Sonderteile.“

    Aber wer so denkt, verwechselt Ursache und Symptom. Denn hinter jedem Kanban-System steckt nichts anderes als das Pull-Prinzip – eine Regelschleife, die Bestände über Rückkopplung steuert.

    Im Kern heißt das: Wenn der Plan nicht aufgeht, höre auf, weiter Material in den Prozess zu schieben.

    Oder einfacher gesagt: Wenn beim Hausbau der Rohbau sich verzögert, liefern wir auch keine Fenster an. Wir akzeptieren, dass der Plan angepasst werden muss – anstatt so zu tun, als würde er noch funktionieren.

    Das ist der Moment, in dem wir beginnen, nicht Symptome zu bekämpfen, sondern die Ursache beim Schopf zu packen. Wenn wir alles auf das Wesentliche herunterbrechen und aktiv nach Einfachheit suchen – nach klaren Prinzipien, nach Mustern, nach Wirkung – verändert sich unser gesamter Fokus.

    Und mit ihm das System. Denn wer sich auf das konzentriert, was nachweislich den größten Einfluss hat, erkennt plötzlich: Optimierung ist keine Kunst, sondern eine Frage der Reihenfolge.

    🧠 Einfachheit ist kein Zufall – sie ist eine Entscheidung

    Viele sagen: „Klingt schön, aber bei uns funktioniert das nicht. Unsere Prozesse sind wirklich kompliziert.“

    Ich sage: Doch, es funktioniert. Denn jeder noch so komplexe Prozess lässt sich auf ein Kernproblem herunterbrechen. Und dieses liegt fast immer an einer Stelle: bei der Engpass-Ressource.

    In jedem Wertstrom gibt es genau einen Flaschenhals, der über den Durchsatz entscheidet. Wenn wir diesen Engpass erkennen und gezielt dort ansetzen, entsteht automatisch Ordnung. Alles andere richtet sich danach aus. Einfachheit bedeutet also nicht, Dinge oberflächlich zu vereinfachen, sondern, das Wesentliche zu erkennen und ihm Raum zu geben. Sie entsteht nicht durch Aktionismus – sondern durch Klarheit.

    ⚙️ Der Hebel: Fokussieren statt verzetteln

    In der Praxis sieht das so aus: Viele Teams arbeiten parallel an zehn Baustellen. Jeder optimiert seinen Bereich – aber die Gesamtleistung steigt kaum.

    Warum? Weil Energie an Stellen gebunden wird, die nicht limitierend sind. Das ist, als würde man bei einem Marathon alle Läufer schneller machen – nur der langsamste bleibt gleich. Am Ende kommt man trotzdem nicht früher ins Ziel.

    Die Lösung liegt im Engpassdenken: Wenn der Flaschenhals läuft, läuft das System. Und plötzlich werden Prozesse, die vorher undurchdringlich wirkten, klar und steuerbar.

    💡 Bauchgefühl zu qualifiziertem Fokus – die Idee hinter Nemo

    Hier setzt die Kernidee von Nemo an. Denn oft wissen wir intuitiv, wo das Problem liegt – aber wir können es nicht objektiv einschätzen. Unser Bauchgefühl sagt uns, „da klemmt es“, doch wie groß der tatsächliche Einfluss einer Maßnahme auf unsere Zielgröße ist, bleibt unklar.

    Nemo macht genau das sichtbar: Es ordnet alle potenziellen Maßnahmen nach Einflussstärke – von der größten Wirkung bis zur kleinsten. Nicht auf Basis von Vermutungen, sondern datenbasiert, transparent und reproduzierbar. So wird aus Bauchgefühl ein qualifizierter Fokus. Aus Rätselraten wird systematisches Entscheiden.

    Und plötzlich erkennt man, dass das Pull-Prinzip, der Engpass und das Streben nach Einfachheit alle denselben Ursprung haben: Konzentration auf das, was wirklich Wirkung zeigt.

    💬 Einfachheit beginnt im Kopf – und in der Führung

    Change Management ist kein methodischer Akt, sondern eine mentale Haltung. Denn jede Statistik, jede Datenanalyse, jedes Dashboard ist nur so gut wie die Brille, durch die wir sie betrachten. Wenn Führungskräfte mit der Brille der Komplexität auf ihre Organisation schauen, sehen sie: Risiken, Abhängigkeiten, Probleme.

    Mit der Brille der Einfachheit hingegen erkennen sie: Prioritäten, Muster, Hebel.

    Einfachheit bedeutet nicht, weniger zu denken. Sie bedeutet, besser zu denken – klarer, strukturierter, mit Fokus auf Wirkung. Sie erfordert Mut, weil sie Dinge sichtbar macht, die wir vorher mit Komplexität kaschiert haben. Aber genau darin liegt ihre Kraft. 

    🌱 Einfachheit ist kein Ziel – sie ist eine Haltung

    Einfachheit ist keine einmalige Entscheidung, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Eine Haltung, die trainiert werden kann – genauso wie selektive Wahrnehmung. Wer täglich danach sucht, findet sie immer häufiger.

    In einer Welt, die zunehmend komplex wird, ist Einfachheit kein Luxus mehr. Sie ist Überlebensstrategie.



    Christian_Hammes
    Christian Hammes
    Chief Data Scientist